Licht und Gesundheit
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Wenn wir an eine gesunde Lebensführung denken, meinen wir oft eine ausgewogenen Ernährung und Sport. Doch wer denkt an Licht? Licht ist etwas, das wir als gegeben ansehen, als etwas, das eben da ist, sei es von der Sonne oder aus einer Lampe. Wir brauchen es zum Sehen, doch wir denken kaum darüber nach, dass Licht eine viel größere Rolle in unserem Körper spielt – und dass falsches Licht sogar gesundheitsschädlich sein kann.
Licht ist essentiell für unser Leben. Ohne Licht produziert unser Körper kein Vitamin D, ein notwendiges Hormon für den Knochenstoffwechsel und unser Immunsystem. Licht induziert auch die Bildung des Glückshormons Serotonin. Helles Licht am Tag macht uns wach und steigert unsere Konzentration. Doch Licht ist nicht gleich Licht. Um Vitamin D zu produzieren brauchen wir UVB-Strahlung, dieselbe Strahlung, die Sonnenbrand auslöst und daher in künstlichen Lichtquellen vermieden wird. Und um richtig wach zu werden brauchen wir blauhaltiges Licht.
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Genauso wichtig wie Licht ist Dunkelheit bei Nacht. Nächtliches Licht kann störend wirken und die Bildung des Hormons Melatonin unterdrücken. Melatonin ist nicht nur ein Schlafhormon, sondern steuert den Tag-Nacht-Rhythmus aller Körperfunktionen. Es fährt Verdauung, Atmung und Herztätigkeit herunter, senkt unsere Aufmerksamkeit und ist essentiell für einen gesunden Schlaf. Gleichzeitig aktiviert es unser Immunsystem, bekämpft Krebszellen und sorgt dafür, dass Abbauprodukte wie die „Alzheimer-Plaque“ aus dem Gehirn entfernt werden.
Ohne den natürlichen Wechsel von hellen Tagen und dunklen Nächten gerät unser Körper aus dem Takt, lebenswichtige Funktionen werden gestört. Wir können uns nicht nur schlechter konzentrieren und sind reizbarer, sondern auch unser Risiko für Depressionen, Demenz, Übergewicht, Diabetes Typ II, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebsarten steigt.
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Wer gesund Leben will sollte also auch richtig mit Licht umgehen. Der einfachste Tipp ist, möglichst viel Zeit am Tag im Sonnenlicht zu verbringen, nach Sonnenuntergang auf helles Licht zu verzichten, im (fast) Dunklen schlafen und den Sonnenaufgang wahrnehmen zu können. Im Alltag lässt sich das nicht immer umsetzen. Wir verbringen den Großteil des Tages bei zu dunklem UVB-freien Licht in Innenräumen und nutzen abends Licht mit zu viel Blauanteil und zu wenig Nah-Infrarot. In viele Schlafzimmer dringt zu viel Kunstlicht von Außen ein und Lichtschutzrollos bzw. Rollläden nehmen uns nicht nur die Morgendämmerung sondern auch den beruhigenden Blick in die Sterne.
Auch wenn Licht mein Arbeitsschwerpunkt ist bin seit vielen Jahren an der Pharmaakademie als medizinische Dozentin tätig. Das gibt mir eine breite Wissensbasis, um die Wirkung von Licht einordnen zu können.